PM: Kreisel im Leineviertel

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung kritisiert die Geldverschwendung und unterstützt den Protest.

Eine Verschwendung öffentlicher Gelder beim Bau des Kreisels Schiefer Weg/Am Gartetalbahnhof kritisiert das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung. Das Bündnis bemängelt ebenfalls das Verfahren der Entscheidungsfindung und die unzureichende Beteiligung der Anwohner vor Ort.

Das Bündnis kritisiert die Führung des Radschnellwegs durch die verwinkelten Straßen des Wohngebiets als eine groteske Fehlplanung. Radfahrer auf dem Weg zwischen Groner Tor und der Leinebrücke am Rosdorfer Kreisel werden auch nach der Umsetzung aller Maßnahmen weiterhin wie bisher die direktere und kürzere Verbindung Bürgerstraße-Rosdorfer nutzen. Sie sind dort eine Minute schneller als auf dem Zickzack-Kurs durch die Wohnstraßen des Leineviertels. Die Gelder werden nicht für Radverkehrsförderung ausgegeben. Das war bereits Jahre vorher vorauszusehen und der Grund, warum sich die Piraten 2016 klar gegen die Streckenführung durch das Leineviertel aussprachen [1] und als einzige Partei diese Planung als unsinnig ablehnten.

Auch die Anwohner des Leineviertels machten immer wieder auf die wesentlich attraktivere Streckenführung am Rosdorfer Weg aufmerksam und forderten die Stärkung dieser Verbindung. So auch in einem Flugblatt am 22.10.2019 auf einer Bürgerversammlung, als die Stadt sogar damit drohte, eine vier Meter breite Asphaltschneise durch die Kleingärten am Rosdorfer Kreisel zu legen und bis zu zehn hohe Bäume zu fällen – weil sie einen verbreiterten Radweg vom Groner Tor bis zum Hasengraben bereits gebaut hatte und nun nicht mehr weiter wusste. Auf der Bürgerversammlung gelang es den Anwohnern und Kleingärtnern, dieses von SPD und CDU im Bauausschuss am 19.09.2019 favorisierte Vorhaben [2] zu verhindern und die Bäume zu retten – mit dem Ergebnis, dass keine Zeit mehr blieb für die Planungsqualität der Strecke durch das Wohngebiet. Ohne Vorankündigung wurde dort die Planung für einen Kreisel vorgestellt.

Am 05.12.2019 wurde im Bauausschuss sehr kontrovers darüber diskutiert [3] – die dort anwesenden Anwohner sprachen sich gegen einen Kreisel aus, ebenso der Piraten-Abgeordnete Welter-Schultes. Alle stimmberechtigten Parteien mit Ausnahme der FDP entschieden sich jedoch nach einer kurzen und oberflächlichen Debatte, die Vorbehalte beiseite zu wischen und per Beschluss den Kreisel frontal gegen den Willen der Anwohner durchzusetzen. Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung bemängelt die nach wie vor bestehenden gravierenden Defizite bei der Bürgerbeteiligung in Göttingen. Den Bürgern wird gesagt, sie sollen in den Baausschuss kommen – und wenn sie es tun, wird ihr Sachverstand bei der Gestaltung ihres eigenen Stadtviertels einfach ignoriert.

Das Bündnis fordert von der Stadt, endlich ihre Hausaufgaben zu machen und die wichtige Verbindung Bürgerstraße-Rosdorfer Weg für den beidseitigen Radverkehr auszubauen, anstatt weiterhin Gelder in gänzlich unsinnige Vorhaben zu investieren, die als Feigenblatt dienen und mit Radverkehrsförderung rein gar nichts zu tun haben.

Quellen

[1] Piratenpartei Göttingen, Pressemitteilung des Kreisverbandes, 17.02.2016
https://www.piratenpartei-goettingen.de/verkehrspolitik/radschnellweg-nach-rosdorf-verwaltungsvorschlag-geht-am-bedarf-vorbei-15682

[2] Bauausschuss 19.09.2019
https://ratsinfo.goettingen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=127669

[3] Bauausschuss 05.12.2019
https://ratsinfo.goettingen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=130389


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Straßenausbaubeiträge

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung begrüßt die Entscheidung der im Rat vertretenen Parteien, die umstrittenen Straßenausbaubeiträge in Göttingen abzuschaffen. Ein diesbezüglicher interfraktioneller Antrag wird zur Sitzung des Finanzausschusses am 03.11.2020 eingebracht. Das Bündnis äußert die Hoffnung, dass der endgültige Beschluss darüber noch dieses Jahr in der Ratssitzung erfolgen kann, und der vage gefasste “nächstmögliche Zeitpunkt” auch wörtlich genommen wird. Die Sitzung am 18.12.2020 wäre fristgerecht und sollte eingehalten werden.

“Die Abschaffung ist richtig, da Straßenausbaubeiträge sozial ungerecht sind und mit Beträgen von teilweise mehreren zigtausend Euro wahllos Anwohner bestimmter Straßenzüge treffen. Immer häufiger wären sonst Menschen betroffen, die aufgrund ihres Alters keine Kredite mehr bekommen und gezwungen wären, ihr Eigenheim zu verkaufen”, so Erika Lohe-Saul, Mitglied des Vorstandes.

Es ist kaum noch vermittelbar, warum die Sanierung von Durchgangsstraßen wie der Merkelstraße, die von tausenden Autos am Tag befahren werden, zu 30 % von den Anwohnern bezahlt werden muss. “Diese Sanierungen stellen heutzutage längst keinen Segen mehr dar, sondern sind eine starke Belastung für die Anwohner. Und vor allen Dingen können die Anwohner bei der entscheidenden Frage, ob eine Straße – und wenn ja, in welchem Umfang – saniert wird, nicht entscheidend mitwirken. Und da ist es nur konsequent, wenn die Stadt auch die Kosten alleine trägt”, so Peter Kops, Mitglied des Bündnisses und Sprecher der Interessengemeinschaft Plesseweg. Ein typisches Beispiel für eine mit Anwohnerinteressen nicht verträgliche Sanierung kann in der Jakob-Henle-Straße beobachtet werden. Es gelingt dort seit dem Ausbau zum verkehrsberuhigtem Bereich nicht mehr, die Geschwindigkeiten in den Griff zu bekommen. Vor wenigen Wochen wurden Bodenwellen aufgeschraubt – was sich jedoch nur wenige Meter vor und nach der Bodenwelle auswirkt, dazwischen wird nach Berichten von Anwohnern weiterhin zu schnell gefahren. Für spielende Kinder ist der Aufenthalt auf der Straße gefährlicher geworden.


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Aus für Gorleben

Aus für Gorleben: Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung begrüßt eine wissenschaftlich basierte Endlager-Suche.

Das Aus für Gorleben bei der Atommüll-Endlagersuche ist auch für das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung das richtige Signal. Das Bündnis zeigt sich sehr zufrieden mit der wissenschaftlichen Herangehensweise an die Standortsuche. Der Salzstock in Gorleben wurde Ende der 1970er Jahre vor allem aus politischen Gründen ausgewählt, als dünne Besiedlung, die Nähe zur DDR-Grenze und Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region zu den Hauptmotiven bei der Standortwahl zählten.

Dass der Salzstock in Gorleben als Endlager aus geologischen Gründen sehr wenig geeignet ist, ist seit langem bekannt. Wissenschaftler erwarten, daß die Radioaktivität des Atommülls langfristig ins Grundwasser gelangen würde. Auch besteht die Gefahr, dass eine Rückholung des Atommülls eines Tages nicht mehr möglich oder extrem teuer wäre. Umso erfreulicher ist nun, bestätigt zu sehen, dass die Studie der von der Bundesregierung beauftragten Bundesgesellschaft für Endlagerung zeigt, dass sie auf fachlich-wissenschaftlicher Basis arbeitet und nicht der politischen Einflussnahme unterliegt.

“Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (BfnS) spricht sich unter anderem deswegen gegen die Nutzung der Atomenergie aus, weil unsere Energieversorgung auch ohne Kernenergie klimafreundlich sicher gestellt werden kann und weil es nach wie vor keine Lösung für die Lagerung des schwer radioaktiv belasteten Abfalls gibt. Für die Endlager müssen – auf wissenschaftlicher Grundlage – die Orte gefunden werden, die langfristig maximale Sicherheit erwarten lassen.

Auf kommunaler Ebene setzt sich unser Bündnis für die vollständige Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energieträger ein und fordert mit Nachdruck insbesondere den zügigen Ausbau von Gebäude- und Agrophotovoltaik”, so Werner Schulze, enegiepolitischer Sprecher des BfnS.


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Albaniplatz

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung teilt die Kritik der Grünen an der Albaniplatz-Vorlage.

Die scharfe Kritik der Grünen an der Verwaltungsvorlage zur Gestaltung des Albaniplatzes [1] wird vom Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung geteilt. Die Verwaltung schlägt in einer Vorlage dem Bauausschuss am 08.10.2020 vor, den Autoverkehr mit Elterntaxis und Parksuchverkehr auch in den nächsten Jahrzehnten über den Albaniplatz in eine Parkschleife durch die Innenstadt zu führen und den Albaniplatz als Parkplatz zu nutzen [2]. Der Auftrag, eine Verkehrsberuhigung und Wegfall der Parksuchschleife Lange Geismar Straße zu prüfen, wird nicht einmal mehr erwähnt.

“Wir lehnen diese überkommene Art der Verkehrsplanung nach Art der 1970er Jahre ab. Die Einfallslosigkeit der Verwaltung ist kaum noch zu überbieten. Schon bei der nicht enden wollenden Pollerdebatte wird der Rat von einer handlungsscheuen Verwaltung gezwungen, sich jahrelang nur mit diesem Thema zu beschäftigen. Nirgends geht es weiter, eine Verkehrswende wird nicht eingeleitet “, beschwert sich Francisco Welter-Schultes, Sprecher des Bündnisses und Mitglied des Bauausschusses für die Piraten.

Am 06.12.2018 hatte der Bauausschuss die Verwaltung beauftragt, bis zum Februar 2019 vier Varianten vorzustellen, über die dann weiter diskutiert werden sollte [3]. Nur eine davon wird jetzt in fünf Untervarianten vorgestellt, die anderen fallen aus ungeklärter Ursache unter den Tisch.Das Bündnis kritisiert, dass die gesamte Verkehrsplanung in der Innenstadt unkoordiniert verläuft. Im Bauausschuss wird über den Albaniplatz gesprochen und die Verwaltung weigert sich, eine autofreie Verkehrsführung über den Albaniplatz mit Umkehrung der Fahrtrichtung Lange Geismar Straße zu prüfen. Im Umweltausschuss hingegen wird den dortigen Politikern eine in Stein gemeißelte Parksuchschleife vom Albaniplatz über die Lange Geismar Straße als alternativlos vorgestellt, eine Umsetzung des Pollerkonzeptes in der Jüdenstraße wird verschleppt.

Aktive des Bündnisses für nachhaltige Stadtentwicklung hatten im Mai 2019 am Albaniplatz den Verkehr gezählt und hohe Anteile von Elterntaxis, Parksuchverkehr und illegalen Durchfahrten durch die Innenstadt ermittelt [4]. “Die Verwaltung ermittelt nur die reinen Verkehrszahlen. Wir dagegen haben uns die Qualität dieses Verkehrs angesehen und begründen unsere Entscheidung auf dieser Grundlage. Wir kamen zu dem Schluß, dass Autoverkehr über den Albaniplatz nicht notwendig ist. Der Vorschlag der Grünen, keinen Autoverkehr über den Albaniplatz zu führen, wird von unseren Daten gestützt”, so Welter-Schultes.

Quellen

[1] https://www.gruene-goettingen.de
[2] https://ratsinfo.goettingen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=20412
[3] https://ratsinfo.goettingen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=119034
[4] http://www.ampelpiraten.de/rohdaten/2019-05-13-albaniplatz-verkehr.jpg


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Poller in der Innenstadt

…Bündnis warnt vor Geldverschwendung.

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung hält den Vorschlag der Stadtverwaltung, Poller nur an einigen ausgewählten Stellen der inneren Fußgängerzone zu installieren, für wirkungslos und reine Geldverschwendung.

Zu Sitzung des Umweltausschusses am 29.09.2020 liegt eine Beschlussvorlage vor, die die Variante 1 der beiden seit Jahren öffentlich diskutierten Varianten zur Umsetzung vorsieht [1]. Darin soll nur die innere Fußgängerzone abgepollert werden, während die von einer breiten Mehrheit favorisierte Variante 2 das Abpollern des Busrings (Groner Straße, Jüdenstraße, Gotmarstraße) mit einbezieht.

Niemand außer die Verwaltung selbst hat bisher die Variante 1 favorisiert. Auch in der Ausschuss-Sitzung vom 23.06.2020 sprach sich kein Politiker dafür aus. Die Verwaltung missachtet das öffentliche Willensbild weiterhin beharrlich. Noch kurioser wird die Sache dadurch, dass niemand weiß, wer genau in der Verwaltung überhaupt die Variante 1 möchte.

Denn auch Oberbürgermeister Köhler (SPD) – ohne dessen Zustimmung keine einzige Vorlage in einen Ausschuss kommt – sprach sich laut Medienberichten dafür aus, dass keine Autos im inneren Ring der Stadt fahren sollen [2]. Die von ihm unterzeichnete Vorlage schlägt mit Lösung 1 jedoch genau das Gegenteil davon zur Umsetzung vor. Entweder er liest nicht durch, was er unterschreibt – oder er meint, die Autofahrer sollten freiwillig nicht verbotenerweise durch den inneren Ring fahren.

Geldverschwendung droht deswegen, weil nicht nur der Busring, sondern auch weiterhin die innere Fußgängerzone nicht effektiv abgepollert werden soll. Denn das würde bewirken, dass nach 11 Uhr jede Menge illegaler Lieferverkehr im Busring den Bussen im Weg stehen würde. Also schlägt die Verwaltung vor, Schlupflöcher einzubauen und nur fünf der neun Zufahrten zur Weender Straße abzupollern, weitere vier aber zunächst offen zu lassen. Die Lieferfahrzeuge könnten die Poller also eine Straße weiter umfahren und stünden dann nicht im Busring – sondern genau wie vorher wieder in der Weender Straße. Gewonnen wäre nichts – Kosten: 1,8 Millionen Euro.

Eine weitere Idee: Am Busring sollen permanente Rotlichter angebracht werden, die ungestraft überfahren werden dürfen – in der Hoffnung, dass kein Fahrer das merkt. Die Maßnahmen sollen laut Vorlage umgesetzt und die Situation dann die nächsten Jahre beobachtet werden.

Der illegale Autoverkehr in der Innenstadt soll also weiter auf der Tagesordnung bleiben.

“Das Anbringen von Show-Pollern und Show-Ampeln, die keine sind, halten wir für reine Geldverschwendung. Niemand wird das vom Durchfahren abhalten. Das, was die Verwaltung jetzt beobachten will, kann sich jeder an drei Fingern ausrechnen. Sollen wir denn jahrelang über nichts anderes diskutieren als über Poller, Poller, Poller? Die Verwaltung muss ihre jahrzehntelange Blockadehaltung aufgeben, in der Innenstadt endlich Nägel mit Köpfen machen und schnellstmöglich die Variante 2 umsetzen”, so Francisco Welter-Schultes, Sprecher des Bündnisses.


Quellen

[1] Umweltausschuss 29.09.2020
https://ratsinfo.goettingen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=20698

[2] GT vom 24.09.2020
https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Sommerempfang-Pro-City-Goettingen-Poller-Loesung-fuer-die-Innenstadt-im-Fruehling


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Versiegelung am Dragoneranger

Bündnis spricht sich gegen Betonwerk und Versiegelung am Dragoneranger aus

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung spricht sich gegen Planungen aus, am Dragoneranger in der Leineaue westlich von Weende ein Betonwerk anzusiedeln und die landwirtschaftliche Ackerfläche zu versiegeln. Ackerland und Naherholungsraum müssen erhalten bleiben.

Diese Art der investorgesteuerten Stadtplanung wirkt undurchdacht und genügt weder den klimaschutzpolitischen Erfordernissen, noch denen einer vernünftigen Wohnbaupolitik – sie widerspricht allen Prinzipien von Nachhaltigkeit. Ein Betonwerk unmittelbar westlich eines neuen Wohngebietes neu anzusiedeln ist besonders abwegig“, findet Bündnissprecher Dr. Francisco Welter-Schultes.

Es ist bemerkenswert, dass die Parteien im Rat bei jeder Gelegenheit von Klimaschutz reden, aber in der Praxis eine Politik betreiben, die die Erderwärmung immer schneller vorantreibt.”

Das Bündnis kritisiert den nicht enden wollenden und rasanten Verbrauch wertvollen Ackerlandes. Die Bodenzahl liegt bei 90-100 Punkten – es gibt kaum Land, welches besser für Ackerbau geeignet ist. Durch Landverbrauch dreht sich die klimaschädliche Spirale immer schneller weiter. Lebensmittel müssen auf weniger ertragreichen Böden produziert werden, mit intensivem Düngemitteleinsatz. Anbauprodukte müssen aus immer weiter entfernten Ländern importiert werden.

Diese Politik zerstört die Lebensgrundlagen unserer Gesellschaft und hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Vor diesem Hintergrund ist eine Versiegelung von wertvollstem, ertragreichem Ackerland mit dieser Bodenzahl umso unverständlicher“, so Lukas Flinzberger, Mitglied des Vorstandes.

Ein weiteres Problem: Wenn man den Weendern den Dragoneranger mit seiner Umgebung als Naherholungsgebiet wegnimmt, bewirkt dies, dass noch mehr Einwohner zum Spazierengehen kilometerweit in die freie Landschaft fahren, anstatt wie bisher von der Haustür zu Fuß loszugehen. Auch das hat mehr Treibhausgase und Erderwärmung zur Folge.

Es handelt sich am Dragoneranger um eine rein lobbygesteuerte Planung, die mit Deals zu tun hat, die die Verwaltung vor 2016 ausgehandelt hat, ohne dies in der Öffentlichkeit zu diskutieren. In der Debatte um den 2017 verabschiedeten Flächennutzungsplan wurden fast nur die Wohnbauflächen thematisiert. Die Gewerbeflächen kamen kaum zur Sprache. Im Rat lehnte nur die PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe im März 2017 die Dragoneranger-Planungen ab [1].

Klimaschutz kann nicht alleine darin bestehen, zwei Lastenfahrräder zu finanzieren, Flugblätter zu drucken und einige Blühstreifen anzulegen. Durch massive Flächenversiegelung wie am Dragoneranger werden alle Bemühungen wieder zunichte gemacht. Ackerland muss endlich als systemrelevant erkannt und auch so behandelt werden. Flächenverbrauch in diesem Ausmaß ist in der Schweiz längst verboten. Auch den hiesigen Gemeinden sollte es verboten werden.

Quelle

[1] https://www.pprgoe.de/stellungnahme-zum-flaechennutzungsplan (16.03.2017, dort Punkt 6)


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Baden am Rosdorfer Baggersee sollte legalisiert werden

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung setzt sich für eine Legalisierung des Badebetriebs im Südteil des Rosdorfer Baggersees ein, begrüßt jedoch auch die Kontrollen der Polizei am See und fordert, dass diese häufiger stattfinden – vor allem an heißen Wochenenden. Das Nichteinhalten von Corona-Abstandsregeln, illegales Parken, offenes Feuer in der freien Landschaft, laute Musik, Mopedfahren und das Hinterlassen von Müll werden von der Polizei zu Recht geahndet. Die Kontrollen sollten allerdings nicht nur bei ungünstigem Wetter wie im Juli durchgeführt werden.

Außerdem fordert das Bündnis die Behörden auf, die Beschränkung der Zahl der Badegäste in den Freibädern zu lockern. Das dichte Gedränge auf den Liegewiesen wurde dadurch nicht verhindert, es hat sich nur verlagert. Am Rosdorfer Baggersee drängen sich seit Juni an heißen Wochenenden tausende Badegäste auf engem Raum. Obwohl der See groß ist, sind die Liegeplätze knapp. Hinzu kommt, dass das Baden im Nordbereich gefährlich ist und es kein Ziel sein kann, dass Menschen sich deswegen dort aufhalten, weil es im Südbereich zu voll ist.
Während die neuen Schwimmrichtungsregeln im Freibad sehr gelobt werden, sollten die Zugangsbeschränkungen nicht zu eng gefasst sein. Die Abstände lassen sich besser einhalten, wenn sich der Badebetrieb gleichmäßiger auf die verschiedenen Angebote verteilt.

“Ob die jungen Leute am Rosdorfer Baggersee oder im Freibad Handtuch an Handtuch liegen, macht keinen Unterschied. Wir sehen ja, dass das Gedränge am Baggersee monatelang nicht zu erhöhten Corona-Infektionen geführt hat. Daraus kann man auch die Konsequenz ziehen und die Freibäder für mehr Besucher freigeben, damit sich der Badebetrieb wieder gleichmäßiger verteilt”, fordert Francisco Welter-Schultes, Sprecher des Bündnisses.
“Die Behörden müssen Lernprozesse durchmachen und zunehmend genauer hinschauen, wo Menschen sich infizieren und wo nicht. Private und öffentliche Wirtschaft dürfen nicht eingeschränkt werden, wenn es nachweislich keinen Grund gibt. Auf kommunale Einnahmen kann in den Freibädern nur dann verzichtet werden, wenn es wirklich notwendig ist.”

Das Baden ist am Rosdorfer Baggersee offiziell verboten. Verstöße gegen das im Südbereich sinnfreie Badeverbot werden aber nicht verfolgt, was das Bündnis ausdrücklich begrüßt. Eine Kontrolle würde Leben auf Spiel setzen, wenn erschöpfte Badende sich nicht trauen, beim Anblick der Polizei ans Ufer zu schwimmen. Das Hauptproblem sind die fehlenden Toiletten – schon alleine deswegen sollte vermieden werden, Freibadbesucher an den Baggersee abzudrängen.

“Der Baggersee ist ein wunderschöner Badesee, der gut mit dem Fahrrad erreichbar ist und einen wichtigen Standortfaktor für die Universitätsstadt darstellt. Die gesetz- und verantwortungslose Wildwest-Situation am See sollte beendet und in geordnete Bahnen gelenkt werden. Insbesondere sollten dort mobile Toiletten aufgestellt werden”, so Welter-Schultes.

Im Südbereich ist es nur deswegen verboten, weil die Behörden keine Lust haben, ihrer Verantwortung nachzukommen. Hierzu würde auch eine Überwachung der Hygiene gehören – das Gesundheitsamt lehnte dies bislang leider kategorisch ab. Deutlich mehr Verantwortung zeigen seit 2 Jahren ehrenamtlich tätige Bürger wie Carsten Bromm aus Rosdorf, die dort seit Jahren helfen, den Müll zu entsorgen [1]. Für diese Arbeit wäre eine Bezahlung angemessen, Müllentsorgung durch Ehrenamtliche ist ein Armutszeugnis für den Landkreis.

Rechtliche Situation am Rosdorfer Baggersee

Die Behörden schweigen sich zur rechtlichen Situation am Baggersee weitgehend aus, zuweilen wird
irreführend von Privatgelände gesprochen. Die freie Landschaft ist fast überall Privatgelände – und
das Betreten der freien Landschaft zu Erholungszwecken ist bundesweit allen gestattet [2]. Erlaubt ist
der Aufenthalt am Seeufer, nicht jedoch die Zerstörung von Uferbewuchs wie Schilf. Toleriert werden
Fahrräder, jedoch keine motorisierten Fahrzeuge. Badegäste müssen sich zudem von den baulichen
Betriebsanlagen fernhalten. Das Badeverbot lässt sich nicht durchsetzen und ist wirkungslos.

Seit Jahren gibt es Forderungen, im Südteil das Baden zu legalisieren und mit der Klosterkammmer
Hannover eine entsprechende Vereinbarung zu treffen, die Kiesabbaufirma dort aus der Pacht zu
entlassen. CDU und Piraten hatten im Landratswahlkampf 2016 entsprechende Vorverhandlungen
geführt, die leicht einen Weg in die Legalität hätten bringen können, einschließlich mobiler Toiletten.
Leider haben SPD und Grüne bislang auf stur gestellt, sie halten am Badeverbot fest.

EU-Richtlinie wird vom Gesundheitsamt nicht befolgt

Das Hauptproblem am See – bei aller Wildwest-Romantik – ist bei zu hohen Besucherzahlen die
mangelnde Hygiene. Die Fäkalienbelastung ist an heißen Tagen so hoch wie auf einem Autobahnparkplatz ohne Toiletten. Die Behörden müssten nach einer EU-Vorschrift (der EU-Badegewässerrichtlinie) eigentlich die Gewässerqualität überwachen, was jedoch trickreich mit dem
wirkungslosen Badeverbot umgangen wird.

Überprüft wird die Hygiene an einsamen Teichen im Südharz (was dort private Betreiber bezahlen
müssen) – aber genau am dem See, wo eine Untersuchung auf Fäkalienverunreinigung notwendig
wäre, wird die Gewässerqualität nicht überprüft. Leider ist Brüssel nicht in der Lage, die Einhaltung
von EU-weiten Vorschriften gegen unwillige Behörden vor Ort durchzusetzen. Es gibt Online-
Beschwerdetools, wo Eingaben in einem Sumpf von Bürokratie und Handlungsunfähigkeit versickern.
Europa funktioniert, wie dieses Beispiel zeigt, bis heute nicht besser als das Chinesische Kaiserreich.

Quellen

[1] HNA 28.08.2015
https://www.hna.de/lokales/goettingen/rosdorf-ort84594/baggersee-carsten-macht-seit-jahren-immer-sauber-5420167.html

[2] Bundesnaturschutzgesetz § 59 (1): “Das Betreten der freien Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung ist allen gestattet (allgemeiner Grundsatz).”
https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__59.html


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Jürgen Trittin zu Gast beim BfnS und S4F

Ohne einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien werden wir keine zukunftsfähigen Strategien im Klimaschutz entwickeln können. Leider droht deren Ausbau derzeit faktisch zum Stillstand zu kommen.”

So charakterisierte der ehemalige Umweltminister die derzeitigen Bemühungen um eine Energiewende in Deutschland und Europa in einer gemeinsamen Skype-Konferenz mit dem Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung sowie der Göttinger Gruppe von Scientists for Future. Mit dabei waren auch mehrere Ratsabgeordnete, darunter Edgar Schu (Göttinger Linke) und Francisco Welter-Schultes (Piraten).

Trittins Einschätzung bezog sich dabei auch auf den Göttinger Klimaplan 100%, der einerseits von einer Halbierung des Primärenergieverbrauchs bis 2050 ausgeht, aber auch von einer Steigerung des Stromanteils auf 80%.

In wie weit der neue Klimaplan 2030 dieser Perspektive folgen wird, stehe dahin. Jedenfalls folgte Werner Schulze, energiepolitischer Sprecher vom BfnS, einer Studie des Fraunhofer Instituts ISE, die der kombinierten Nutzung von landwirtschaftlichen und Photovoltaikflächen ein außerordentlich großes Potential einräume. Agrophotovoltaik- systeme (APV) sind hoch aufgebaute Solarmodule, unter denen Nutzpflanzen angebaut werden können. Sie bieten die vielversprechende Möglichkeit, hohe Mengen an Strom regional und spitzenlastfähig zu erzeugen, ohne die Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung nehmen zu müssen. Auch für den Göttinger Raum sollte diese Möglichkeit genutzt werden. Bislang werde sie nur in Pilotprojekten eingesetzt. Rechtliche Hürden und veraltete Förderrichtlinien gehörten zu den Hauptproblemen der relativ neuen Technik.

Trittin wandte sich in diesem Zusammenhang gegen das faktische Verbot von Freiflächenanlagen und beurteilte das Ergebnis der Pilotprojeke im Grunde als positiv, wenn auch als „sehr optimistisch“, und bezeichnete eine ausgewogene Kombination von Wind- und Solarstrom als unverzichtbar. Augenscheinlich besteht hier ein weites Feld für streitbare Fragen und Antworten – nicht nur für Göttinger Klimapläne.

Unstrittig ist hingegen der weltweit rasant beschleunigte Ausbau von elektrischer Leistung aus Wind- und Solarkraftwerken. Entsprechend wächst auch die Nachfrage nach Solarmodulen. Auf die Frage nach einer Herstellung dieser Produkte im eigenen Land, wies der prominente Gast darauf hin, dass deren Produktion vor etwa 15 Jahren von Deutschland nach China verlagert worden sei, was nach Ansicht Trittins neben einer geschickten Subventionspolitik Chinas und einer wenig innovativen deutschen Industrie auch mit einer verfehlten Energiepolitik verschiedener Merkel-Regierungen zu tun hatte, vor allem der CDU/FDP-Regierung nach 2005. Diese Fehler kosteten in Deutschland etwa 100.000 zukunftsfähige Arbeitsplätze hauptsächlich in der Solarbranche. Trittin würde es begrüßen, wenn Europa wieder eine eigene Produktion von Solarmodulen entwickeln könnte. APV-Anlagen über landwirtschaftlichen Flächen könnten dazu beitragen, diese Nachfrage nachhaltig zu erhöhen.

Beide Göttinger Gruppen interessierten sich für die Haltung der Grünen zum Thema Wasserstoffnutzung, einer weiteren zukunftsfähigen Technologie. Hier stellte Trittin deutlich heraus, dass für ihn eine Nutzung von Wasserstoff nur dann in Frage komme, wenn dieser mit erneuerbaren Energien erzeugt werde (grüner Wasserstoff). Auf die kritische Nachfrage, dass man dem Produkt seine Herstellungsmethode ja nicht ansehen könne, Wasserstoff derzeit sehr CO2-intensiv unter Einsatz von Erdgas hergestellt werde und wie man in einem freien Markt erreichen könne, dass nur grüner Wasserstoff gehandelt werde, verwies Trittin auf die Möglichkeit von CO2-Zertifikaten und öffentlichen Vergütungssystemen. Der Grünen-Abgeordnete musste jedoch zugestehen, dass eine starke Lobby andere Interessen vertritt, vor allem in der Erdgasbranche, die nichts mit Klimaschutzgedanken zu tun haben.

In der Vereinbarung von Paris 2015 hat sich Deutschland darauf verpflichtet, die Erhöhung der Erdtemperatur deutlich unter 2 Grad zu halten und dass darüber hinaus „Anstrengungen unternommen“ werden sollen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Auf die Frage, ob in diesem Sinne die Abschaltung der Atomkraftwerke gemäß dem Atomgesetz vom 31. Juli 2011 nach dem Vertrag von Paris völkerrechtlich zulässig sei, antwortete Trittin mit einem klaren „Ja“. Deutschland könne ohne Verstoß gegen das Klimaschutzabkommen seine Atomkraftwerke wie geplant abschalten. Nach Ansicht von Trittin wird Atomkraft vollständig überbewertet. Global betrachtet wird nur etwas über 4 % der Energie mit AKW gewonnen. Wer wie die FDP darauf setze, lande unter der 5-Prozent-Hürde. Atomkraft spiele für die Reduktion der CO2-Emissionen auch in Zukunft keine Rolle.

Trittin warnte, dass sogar das 2-Grad-Ziel durch Deutschland kaum erfüllt werde. Da Deutschland im Vergleich mit vielen anderen EU-Staaten einen enorm hohen Pro-Kopf-Verbrauch habe, seien eigentlich CO2-Reduktionsforderungen an Deutschland bis 2030 in Höhe von 70 % anstelle von 55 % gerechtfertigt. Es gelte weiter den Fokus auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zu legen.

Ein weiterer klimaschutzpolitischer Schwerpunkt liegt im Themenfeld Verkehr. Gerade in diesem Sektor haben Kommunen einen besonders großen Handlungsspielraum, den sie nach Ansicht der Anwesenden nicht ausreichend nutzten.

In Göttingen fielen 28 % des treibhausgasintensiven Energieverbrauchs im Sektor Verkehr an, so BfnS-Sprecher Francisco Welter-Schultes, wobei zu beobachten sei, dass die SPD-regierte Stadt trotz präziser Zielsetzungen überhaupt keine Bemühung zeigt, zu einer Verkehrsreduktion zu kommen und sich sogar beharrlich weigert, überhaupt zu messen, wie sich die Emissionen im Lauf der Jahre entwickeln. Nach Einschätzung von Welter-Schultes habe der Autoverkehr in Göttingen in den letzten Jahren nicht nur zahlenmäßig zugenommen, sondern die Autos seien auch immer breiter, voluminöser und schwerer geworden. Auch der Lkw-Verkehr habe enorm zugenommen.

Jürgen Trittin stimmte darin zu und bemängelte, dass nicht nur in Göttingen, sondern überall in Deutschland alles, was in anderen Sektoren an Energie und Treibhausgasen eingespart werde, durch gegenläufige Entwicklungen im Verkehrssektor wieder konterkariert werde.

Trittin hierzu: “Wenn wir in eine Regierung reingehen, dann werden wir Wert darauf legen, an den für den Klimaschutz entscheidenden Positionen Verantwortung zu übernehmen. Wir werden das Thema Verkehr nicht vernachlässigen. In jedem Fall werden wir Tempolimits fordern, was in Deutschland eine kleine kulturelle Revolution wäre, ähnlich wie wenn man den US-Amerikanern die Waffen abnehmen würde.”

Die Beobachtung des BfnS, dass in Göttingen in den letzten Jahren so gut wie nichts für den Radverkehr getan wurde, illustrierte Trittin mit einer Zahl aus Berlin: etwa 25 % der Fahrleistung werde dort vom Fahrrad erbracht, wofür nur 4 % der Verkehrsfläche zur Verfügung stünden. Das BfnS leitet daraus für Göttingen Forderungen ab, Fahrspuren dem Autoverkehr zu entziehen und für einen sicheren stadtviertelverbindenden Radverkehr umzuwidmen. Gefährliche Straßen wie Merkelstraße und Friedländer Weg seien als Einbahnstraßen in gegenläufiger Richtung mit sicheren Radverkehrsspuren auszuweisen. Auch Trittin sprach sich dafür aus, dem Radverkehr mehr Raumanteile in den Städten zu geben.

Das BfnS äußerte den Wunsch an die Grünen, den nach Jahrzehnten fast ununterbrochener CSU-Verkehrspolitik enorm gestiegenen Straßenverkehr in einer Regierungsbeteiligung wieder zu senken. Trittin stimmte dem zu und sprach sich dafür aus, Verkehr insgesamt zu reduzieren, auch Lastverkehr. Auf die Frage, wie dies in einem freien Markt bei derart gut ausgebauten Straßen zu bewerkstelligen sei, verwies Trittin auf eine erfolgreiche Strategie in der Schweiz, wo eine Lkw-Maut tonnagebezogen erhoben werde.

Dieses Mautsystem sollte auch in Deutschland Anwendung finden. Es ist sinnvoll und bewirkt, dass Waren nicht mehr über unnötig lange Strecken transportiert werden“, so Trittin. Güter würden wieder vermehrt auf die Bahn verlagert. Die Maut habe dort auch bewirkt, dass wieder kleinere Lastwagen zum Einsatz kommen: “Wir müssen insgesamt wieder zu leichteren Fahrzeugflotten kommen“.

Nach Ansicht der Göttinger Aktivisten brächte eine solche Lkw-Maut auch für die Innenstadt eine Entlastung, wo im Anlieferverkehr immer größere Wagen zum Einsatz kommen.

Maut ist in Göttingen kein Fremdwort, die Idee ist auch schon als Option zur Reduzierung von Kfz-Verkehr zum Naherholungsgebiet Kehr ins Spiel gebracht worden. Dabei war in einem Ratsantrag auch gefordert worden, die Mautgebühr an die Größe der Fahrzeuge zu koppeln. Der Vorschlag Trittins wurde von den Göttinger Teilnehmern begrüßt.


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze

PM: Abschaffung der Straßenausbaubeiträge

Das “Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung” (BfnS) fordert die sofortige Abschaffung der Straßenausbaubeiträge.

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung fordert die sofortige Abschaffung der Straßenausbaubeiträge in Göttingen und lehnt die für den 30.06.2020 im Finanzausschuss vorgelegte Verwaltungsvorlage [1] entschieden ab.

Insbesondere der Hinweis auf Corona-bedingte Einnahmeausfälle erscheint zweifelhaft, ist doch glaubwürdig in Aussicht gestellt worden, dass die Kommunen die Einnahmeausfälle, auch der Gewerbesteuer, in ausreichender Höhe durch ein Rettungspaket des Bundes kompensiert bekommen. Eine Signalsetzung, dass Kommunen in hohem Maße selbst für die Kompensation der Ausfälle sorgen, wäre im Vorfeld das falsche Signal. Es darf nicht dazu kommen, dass Kommunen, die keine Beiträge erheben, mehr Geld aus dem Rettungsfonds bekommen als solche, die die Bürger zum Straßenbau heranziehen und dann gegenüber dem Bund weniger Bedarf nachweisen können.

“Straßenausbaubeiträge sind sozial ungerecht und treffen, mit Beträgen von teilweise mehreren zigtausend Euro, wahllos Anwohner bestimmter Straßenzüge, die sich weder dagegen wehren noch auf die Planungen nennenswert Einfluss nehmen können. In Baugebieten der 1950er und 1960er Jahre, deren Straßen und Kanäle zunehmend sanierungsbedürftig werden, wird es immer mehr Menschen treffen, die aufgrund ihres Alters keine Kredite mehr bekommen und gezwungen werden, ihr Eigenheim zu verkaufen”, so Erika Lohe-Saul, Mitglied des Vorstandes.

Jüngste negative Beispiele wie in der Jakob-Henle-Straße zeigen zudem, dass den Anwohnern durch die Sanierungen zusätzliche Probleme entstehen. Dort müssen seit der erzwungenen Luxussanierung, die sie zu einem erheblichen Teil mitbezahlen müssen, Anwohner mit selbstgebastelten Verkehrsschildern auf ihren Grundstücken auf die Einhaltung der Verkehrsregeln hinweisen. Die Strecke lädt zum Rasen ein und die Stadt sieht sich seit der Sanierung nicht mehr in der Lage, die außer Kontrolle geratene Situation durch verkehrsbehördliche Regulation im Griff zu behalten. Das Problem der ungebremsten Raserei durch Wohngebiete taucht nach vielen Straßensanierungen auf.

“Diese Sanierungen sind heutzutage längst kein Segen mehr, sondern eine starke Belastung für die Anwohner”, so Peter Kops, Sprecher der Interessengemeinschaft Plesseweg. Dort sind vor wenigen Tagen bei einer ebenfalls im Vorfeld heftig kritisierten Luxussanierung wertvolle Straßenbäume stark beschädigt worden.

Die im März erfolgte Sanierung des Belags der Bismarckstraße durch den Göttinger Wald, die nach Ansicht des Bündnisses nicht nötig gewesen wäre und nur zu erhöhter Raserei führt (einen dadurch verursachten schweren Unfall hat es seitdem bereits gegeben), hat erneut gezeigt, dass die Stadt gegenwärtig offenbar eher zuviele finanzielle Mittel für den Straßenbau übrig hat.

[1] Finanzausschuss 30.06.2020

https://ratsinfo.goettingen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=20261


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Der Vorstand)
Francisco Welter-Schultes, Lukas Flinzberger, Erika Lohe-Saul, Werner Schulze