PM: Neue Straßenbahn: Kiel als Vorbild für Göttingen

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen begrüßt die Entscheidung der Kieler Ratsversammlung, die sich mit den Stimmen aller Parteien mit Ausnahme der AfD für den Neubau einer Straßenbahn ausgesprochen hat.

Kiel hatte wie fast alle Großstädte in Deutschland lange Zeit eine Straßenbahn und hat diese erst 1985 stillgelegt. Eine Fehlentscheidung, wie man heute weiß.

Für rund eine Milliarde Euro, größtenteils aus Förderprogrammen, sollen vier neue Linien von insgesamt 36 km Streckenlänge gebaut werden. Grundlage war eine von der Verwaltung beauftragte Studie eines dänischen Planungsbüros, das prüfen sollte, was finanziell sinnvoller und besser für die Umwelt sei: ein erweitertes Busnetz (das bestehende Netz in Kiel wird nur von 10 % der Bevölkerung genutzt) oder eine Straßenbahn. Mit 40.000 Straßenbahn-Fahrgästen am Tag rechnet die Verwaltung der 246.000 Einwohner-Stadt.

Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung setzt sich auch in Göttingen für die Beauftragung eines Gutachtens ein. Es wäre zu ermitteln, ob eine Bus-Taktverdichtung oder eine Straßenbahn geeigneter sei, den Pendler- und innerstädtischen Autoverkehr zu entlasten und den Klimazielen näherzukommen. In Göttingen gilt genau dasselbe, was der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) festgestellt hatte: “Die Alternative ist nicht, nichts zu tun”.

Eine von der AG Verkehr im BfnS ausgearbeitete Planungsskizze schlägt ein aus drei Linien bestehendes Netz mit etwa 60 km Streckenlänge vor, das Pendlerverkehre bereits aus der Umgebung abholen könnte.

“Wir vertreten die Auffassung, dass auch in Göttingen eine gutachterliche Prüfung wie in Kiel beauftragt werden sollte: mehr Busse oder eine Straßenbahn, was bringt mehr? Göttingen hat bei den 2015 im Sektor Verkehr gesteckten Klimazielen – 30 % weniger Kfz-Fahrleistung bis 2025 – bislang auf ganzer Linie versagt. Der Autoverkehr hat immer weiter zugenommen. Die Stadt tut nichts, hat überhaupt keine Perspektive, keine Idee, sie lässt sich nicht beraten und schlittert fachkenntnisfrei der Zukunft entgegen”, so Francisco Welter-Schultes, Mitglied des Rates.

Ein Ratsantrag von 2021 zur Beauftragung eines Gutachtens zum Thema Straßenbahn wurde zunächst ein Jahr verschleppt und dann mit einer kuriosen Begründung abgelehnt. Diese ging nicht auf das eigentliche Problem im Göttinger ÖPNV ein, dass der Busverkehr fast unmittelbar an seiner Kapazitätsgrenze angelangt und nicht mehr ausbaufähig ist.

CDU und SPD vertraten am 30.08.2022 im Umweltausschuss die Auffassung, der Busverkehr sei bereits gut genug ausgebaut und die Probleme würden sich von alleine lösen.

Planungsvorschlag des BfnS für ein Straßenbahnnetz in Göttingen, bestehend aus drei Linien:


Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen
– Der Vorstand –