Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung bezeichnet den Rückzug von Trafo Hub aus dem JVA-Projekt als vorhersehbar!
Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen (BfnS) ist wenig überrascht, dass Trafo Hub sich aus dem Projekt JVA zurückzieht. Die öffentliche Debatte stand von Anfang an unter einem ungünstigen Stern, auch weil die an der JVA interessierten Akteure nicht frühzeitig an einen Tisch gebracht wurden, um sich kennen zu lernen.
Die Verwaltung agierte sehr ungeschickt, als sie sich und dem Rat die Pläne von Trafo Hub erst nichtöffentlich vorstellen ließ, und dann viel zu spät die Öffentlichkeit und andere an der JVA interessierten Gruppen aus dem Stadtviertel einbezog. Die konfliktgeladene Stimmung, die diese Vorgehensweise nach sich zog, gipfelte schließlich in einer Besetzung der JVA mit massivem Polizeieinsatz – alles andere als eine Werbemaßnahme, die eine als Familienbetrieb geführte Firma einladen würde, Millionen Euro in ein Projekt zu investieren, das kaum auf Erfahrungen aufbauen konnte.
“Eine funktionierende und nachhaltige Planung kann nur dann gelingen, wenn frühzeitig alle Akteure zusammengebracht werden, um gemeinsam Lösungen auszuloten. Die Stadtverwaltung hätte das in die Wege leiten müssen, und genau das hat sie versäumt. Geheimverhandlungen zu führen und dann dem Stadtviertel eine fertige Lösung über zu stülpen, war erwiesenermaßen die falsche Strategie. Bauprojekte in der Innenstadt kann man so nicht unter Dach und Fach bringen”, so Francisco Welter-Schultes, Mitglied des Bauausschusses.
Grüne, Linke und BfnS hatten noch am 07.07.2022 eine Vertagung beantragt und mit Mehrheit im Bauausschuss beschlossen, weil wichtige Details noch nicht geklärt waren – doch CDU, SPD und FDP hatten dies im Verwaltungsausschuss am 11.07.2022 wieder gekippt und verfügt, dass nur mit Trafo Hub verhandelt werden sollte. Jetzt ist diese Seifenblase geplatzt.
Ein weiterer schwerer Fehler lag darin, dass die Stadt es abgelehnt hat, eine Machbarkeitsstudie selbst zu beauftragen. Dies sollte Trafo Hub tun. Nun steht die Stadt wieder da, wo sie vorher stand, darf alles selbst bezahlen und sollte nun endlich mit dem Sozialen Zentrum verhandeln.
“Oberbürgermeisterin, CDU und SPD haben die Stimmung in der Bevölkerung vor Ort völlig falsch eingeschätzt, ich habe auch keinerlei Sensibilität oder Problembewusstsein beim Thema Gentrifizierung gesehen. Das liegt auch daran, dass sich die Stadt seit Jahren kategorisch weigert, sich darum zu kümmern, dass endlich Orts- oder Stadtbezirksräte in allen Stadtvierteln eingerichtet werden. Wohnstättennahe Vertretungen gibt es in anderen Großstädten nicht umsonst: sie sind die ersten Ansprechpartner bei solchen Planungen, erst recht wenn die Mehrheiten ganz anders liegen als im Stadtrat, und können die Verbindung zwischen Verwaltung, Investor*innen und den Interessen und Strömungen in der Bevölkerung vor Ort herstellen”, so Welter-Schultes.
Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen
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