Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung meint: Die Bäume in Geismar müssen erhalten bleiben.
Im Göttinger Stadtteil Geismar ist ein Neubau für die freiwillige Feuerwehr geplant. Nach einem Beschluss des Bauausschusses vom 04.05.2023 soll die von Verwaltung und Ortsrat (nach einstimmigem Beschluss) favorisierte Variante B umgesetzt werden, wobei etwa 20 Bäume gefällt werden und die Zahl der Parkplätze von derzeit 29 auf 49 erhöht werden soll.
Unmittelbare AnwohnerInnen und auch BewohnerInnen des Stadtteils Geismar wurden über die Planungen nicht vorher informiert und überrascht von der Tatsache, dass sowohl der Ortsrat Geismar als auch der Bauausschuss der Stadt Göttingen bis auf eine Gegenstimme (BfnS) für eine Variante gestimmt haben, die das Fällen von etwa 20 gesunden Bäumen nach sich ziehen würde. Bäume, die gerade in Zeiten des Klimawandels dringend zum Abkühlen und zur C-Speicherung benötigt werden und geschützt werden sollten.
Das BfnS kritisiert, dass nach wie vor zu viele Flächen mit Baumbeständen im Stadtgebiet als Baulücken betrachtet werden und weichen müssen, weil man anderswo keine Flächen hat, und, wie in Geismar, auch keine bereits bebauten Flächen auf dem Markt zum Ankauf suchen will. Die Aussagen der Stadt zu klimapolitischen Zielsetzungen erscheinen vor diesem Hintergrund als reine Lippenbekenntnisse. Am Schützenplatz werden über 60 Bäume gefällt, in Geismar 20.
Die Bevölkerung wird bei solchen Planungen regelmäßig vor vollendete Tatsachen gestellt und hinterher nur noch über das informiert, was die Politik im Schnellverfahren entschieden hat. Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung fordert seit langem, dass BürgerInnen mehr an Planungsprozessen beteiligt werden, besonders bei bau- und verkehrspolitischen Themen.
“An dieser Stelle hätte es sich angeboten, gemeinsam mit den BürgerInnen eine akzeptable Lösung zu finden. Aber wieder einmal zeigen die Vertreter der Stadt Göttingen, dass sie hieran offensichtlich kein Interesse haben”, so Sigrid Runge, Mitglied des Vorstandes.
Wie immer wird von Ausgleich gesprochen und es sollen für den hohen Baumbestand kleine Bäumchen als Ersatz gepflanzt werden, die Jahrzehnte brauchen werden, um die Größe der gefällten Bäume zu erreichen. Viele Neupflanzungen gehen schnell wieder ein. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass für diese oft nicht noch einmal nachgepflanzt wird. Es gibt kein Kataster, wo man sehen kann, welche Bäume als Ersatz für gefällte Bäume wohin gepflanzt wurden und “dauerhaft zu erhalten sind”. Offensichtlich gibt es auch keine regelmäßige Kontrolle des Zustandes der Ersatzpflanzungen. Wo eine Ausgleichspflanzung vorgenommen wird, kann die Öffentlichkeit nur dann nachprüfen, wenn in einem Bebauungsplan eine Festlegung getroffen wird. Kürzlich stellte sich beim Bebauungsplan Grete-Henry-Straße heraus, dass bei Ersatzpflanzungen nachgehakt werden muss.
Unklar ist auch, ob die Ersatzbäume überhaupt gepflanzt werden. Denn die Stadt hat bereits jetzt eine lange Warteliste und es wird immer deutlicher, dass für Ersatzpflanzungen keine Flächen mehr existieren. In der Geschwindigkeit, in der Bäume gefällt werden, kann die Stadt nicht nachpflanzen. So berichtete die Verwaltung am 25.04.2023 im Umweltausschuss von einem derzeit laufenden Versuch, für Eigentümer von Privatgrundstücken zu bitten, Flächen für etwa 50 städtische Ersatzpflanzungen zur Verfügung zu stellen, weil bereits 1000 Bäume auf ihre Pflanzung warten.
Das Fällen von 20 Bäumen wird die Temperaturen im Zentrum von Geismar erhöhen. Die Zahl der Hitzetoten in den überhitzten deutschen Städten steigt jedes Jahr. Es klingt grotesk, wenn im Zusammenhang mit einem Bauvorhaben für einen Rettungsdienst eine Verursachung gesundheitlicher Probleme als Folge dieses Bauvorhabens erwartet werden kann. Auch staatliche Gremien als Träger der Rettungsdienste haben eine Mitverantwortung für die Gesundheit der Menschen. Sie müssen Prävention als Teilaufgabe begreifen und eine Abwägung treffen zwischen einer Landesempfehlung zum Bau von mehr Parkplätzen als heute (die aktuelle Anzahl von 29 ist ausreichend) und der Notwendigkeit, mit Grünflächen für die Kühlung eines Stadtviertels zu sorgen. Auch hat die Stadt der Öffentlichkeit gegenüber nicht erläutert, warum es nicht möglich sein soll, ein bereits bebautes Grundstück für eine neue Feuerwehrwache zu erwerben. Die Aussage der Stadt, an der Hauptstraße sei der beste Standort, klingt zu pauschal. In einem Beteiligungsverfahren vor der Entscheidung hätten Einwohner*innen aus Geismar mit ihren Ortskenntnissen Ideen einbringen können für andere Standorte für eine Feuerwehrwache mit weniger schädlichen Einfluss auf das Stadtklima. Solche Möglichkeiten sind der Grund, warum es in vielen Städten eine faire Bürgerbeteiligung gibt.
Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen
– Der Vorstand –